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Der Rückblick: BTX, Bildschirmtext
Die Deutsche Bundespost stellte anläßlich der internationalen Funkausstellung 1977 in Berlin als neues technische Kommunikationssystem Bildschirmtext (Btx) erstmals der Öffentlichkeit vor.

"Ich freue mich besonders, daß diese Premiere in Berlin stattfinden kann, der Stadt, in der vor 100 Jahren die Einführung des Telefons in Deutschland begann." So die Worte von Kurt Gscheidle, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen im August 1977.

Das Prinzip von Bildschirmtext



Die typische Bildschirmtextkonstellation bestand 1980 bei Einführung eines Feldversuchs mit je 2000 Teilnehmern in Berlin und Düsseldorf aus folgenden Komponenten.

Einem Fernsehempfänger mit eingebautem oder externen Bildschirmtextdecoder (Hardwaredecoder), einem Modem (Verbindung zwischen Telefonleitung und Bildschirmtextdecoder)und einer Tastatur oder erweiterten Fernbedienung.

Technische Daten für Teilnehmer während des Feldversuchs Übertragungsgeschwindigkeiten

75 Bit pro Sekunde zur Bildschirmtextzentrale, 1200 Bit pro Sekunde von der Bildschirmtextzentrale Übertragungsverfahren im Fernsprechnetz, bitserielle Übertragung, asynchrone Übertragung, Zeichencodierung, Grundlage ist die ISO 7, nach einem Vorschlag des British Post Office (BPO) für Viewdata, modifiziert für Bildschirmtext,Zeichenformat für Übertragung:

1 Bit Start
7 Bit Zeichen
1 Bit Paritätsprüfung
1 Bit Stop

Seitenformat
24 Textzeilen je Bildschirmtextseite
40 Zeichen je Textzeile

Zeichenvorrat
Buchstaben (Groß- und Kleinbuchstaben) und Symbole 68
Ziffern 10
Interpunktionszeichen 14
grafische Symbole 64
Steuerbefehle (einschl. Steuerung Farben und Cursor) 47

Farbdarstellung
6 Farben und weiß

Start des Dienstes Bildschirmtext

Der für ein Jahr geplante Feldversuch endete erst 1983 mit Einführung des Btx-Dienstes im CEPT-Standard.

Als "Bildschirmtext (BTX)" von der damaligen Deutschen Bundespost entwickelt mauserte sich das Online-Angebot des Staatsbetriebes schnell (mangels Alternativen) zu Deutschlands größtem Online-Dienst (rechts das erste BTX-Logo aus dem Jahr 1977).

Seine Merkmale waren:

  teure Minutenpreise,
  langsamer Seitenaufbau,
  einfach gestrickter Text und
  nur rudimentäre Blockgrafiken

1995 faßte die (inzwischen privatisierte) Deutsche Telekom BTX, einen neuen E-Mail-Dienst und den Internetzugang unter der Marke "T-Online" zusammen. Dabei wurde auch der Name geändert und aus "BTX" wurde "T-Online Classic".

Nachdem 1998 der Telefonmarkt in Deutschland für private Anbieter geöffnet wurde, sanken dann auch die Kosten für das Surfen im Internet. T-Online fand in Deutschland damit immer größere Verbreitung und konnte sich als Marktführer weiter etablieren: Die inzwischen eigenständige T-Online International AG ist im April 2000 mit knapp fünf Millionen Kunden der größte Online-Dienst in Europa. Damit rangiert die Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom mit deutlichem Abstand vor AOL Europe auf Platz eins. Die europäische Niederlassung des weltgrößten Onlinedienstes AOL kommt auf 1,5 Millionen Kunden.

Ein Teil des Erfolgs des alten BTX-Dienstes bzw. "T-Online Classic" beruhte auch auf dem Inkasso kostenpflichtiger Dienste.

Damit war es Ende 1999 vorbei. Die Anbieter, die sich ihre Leistungen per "Mikropayment" via T-Online-Rechnung bezahlen ließen, waren wie vom Donner gerührt, denn dass das Aus so schnell kommen würde, damit hatten sie nicht gerechnet. Den T-Online-Classic-Anbietern mit Inkasso wurde diese Entscheidung per Einschreiben mit Rückschein mitgeteilt. In dem Brief hieß es: "Eine einwandfreie Funktionsfähigkeit des Microbillings ist im Zusammenhang mit der technischen Weiterentwicklung von T-Online mittelfristig nicht mehr gegeben und kann von uns über das Jahr 1999 hinaus nicht mehr garantiert werden." Damit endet eine Online-Aera, die immerhin 18 Jahre gedauert hat.